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Samstag, 28. September 2013

2013-09-28 Unterwegs mit dem Henker - Mittelalterliche Stadtführung in Dortmund


Unterwegs mit dem Henker 

 

Mittelalterliche Stadtführung in Dortmund. Mit dem Henkersknecht vom Hexenteich bis zum Scheiterhaufen

 

Von Anton Kurenbach Dortmund. Der Scharfrichter geht in Dortmund um: Bei einer geführten Tour können Gruselfreunde die düsteren Seiten des Mittelalters in der ehemaligen Hansestadt erleben. Das funktioniert trotz eines Mangels an mittelalterlichen Bauten erstaunlich gut – auch wenn gelegentlich der Verkehr stört.
Der Henker wartet schon. Auf sein Richtschwert gestützt lässt er den finsteren Blick über die Versammelten schweifen. „Mit dem Scharfrichter durch die Stadt“ heißt die Tour, die sie gebucht haben, und mit besagtem Herrn als Führer geht es auf eine Entdeckungsreise zu den finsteren Seiten des mittelalterlichen Dortmunds.
Eine Stadtführung der etwas anderen Art. Mit dem Henker geht es quer durch die Stadt. Ein bisschen gruselig ist es schon, manchmal auch skurril aber auf jeden Fall interessant. Ob Wasserprobe am Kuckelketeich, Hexenverbrennung auf dem Hansaplatz oder Foltergeräte am alten Markt: Die Tour ist nichts für schwache Nerven, das Mindestalter beträgt 16 Jahre. Da wird mittelalterliche Medizin nicht nur in ihren unschönen Details geschildert, nein, da werden auch eingelegte Augen und Zunge herumgereicht, da wird bei der Beschreibung der Urinprobe an gelber Flüssigkeit genippt.
Die Bedeutung von „trisselig“ „Das ist Infotainment“, sagt Ute Iserloh von der Firma Kulturvergnügen, dem Veranstalter. „Meister Herrmann, der Henker, ist sogar eine historisch verbürgte Figur“. Man merkt, dass eine Menge Recherche in die Führung geflossen ist. Anekdoten zur Reinoldikirche hier, ein unerwartetes Badehaus da – und hätten Sie gewusst, dass das Dortmunder Wort „trisselig“ von einem Strafgerät (Trissel) kommt, in dem die Delinquenten bis zur Übelkeit von der gaffenden Menge herumgeschleudert wurden?
Natürlich steht die Führung vor dem alten Dortmund-Problem: Wie vermittelt man mittelalterliche Geschichte in einer Stadt, in der vom Mittelalter nichts mehr zu sehen ist? Man kann sich höchstens an den Resten orientieren, die Umrisse des Kuckelketors am Schwanenwall anschauen oder die stets beliebte Reinoldikirche zeigen.
Ein Henker im Größenwahn Dass die Tour dennoch funktioniert, liegt an zwei Dingen: Zum einen wird das Publikum eingebunden, darf Schandkragen tragen und Galgenstricke knoten und bei einem Gottesurteil bestimmen, wer der bessere Fußballverein ist – Schalke oder Dortmund. Ja, der Henker sucht sich sogar einen Gehilfen aus den Teilnehmern, zum Karrenziehen und Schnapsverteilen. So werden die Erzählpassagen aufgelockert.
Zum anderen liegt das an Dr. Klemens Heinrich, der den Henker spielt. Der Fremdenführer geht voll ihn seiner Rolle auf, schwankt zwischen Größenwahn und schmieriger Bedrohlichkeit, brüllt seine Unverzichtbarkeit hinaus, nur um dann leise zischend eine Besucherin der Hexerei zu bezichtigen. „Für mich ist das Schönste, wenn jemand hinterher zu mir kommt und sagt, dass die Tour toll war“, sagt Heinrich.
Ganz ohne Manko ist die Veranstaltung dennoch nicht: Wenn die Tour an belebten Straßen hält, ist es oft schwer, den Scharfrichter überhaupt zu verstehen. Gerade die leisen, bedrohlichen Töne gehen dann im Lärm des Verkehrs unter, was schade ist – und mehr als einmal die historische Atmosphäre zerstört.
Insgesamt ist das aber nur ein Wermutstropfen, die Tour ist eine gelungene Erweiterung des Dortmunder Tourismusangebots. Zwar werden Mittelalterinteressierte die eine oder andere Anekdote schon kennen, wer sich aber einfach mal einen Abend gruseln und ekeln will, der ist hier richtig – sofern er bereit ist, den Preis von 17 Euro pro Person zu bezahlen. Die nächste — und für 2013 vorläufig letzte — Henker-Tour findet am 31. Oktober statt.

(Und ich möchte die Henker-Tour bei unserem Betriebsausflug am 18. Oktober  erleben!)


Erste Besiedlungsspuren aus der Jungsteinzeit 

 

Die Geschichte der Stadt Dortmund reicht über 1100 Jahre zurück. Die Stadt erlebte zwei Blütezeiten, während deren sie von europaweiter Bedeutung war: einmal im 14. Jahrhundert als Vorort der westfälischen Hansestädte in der Hochphase der Städtehanse und zum zweiten Mal im 19. und 20. Jahrhundert als Zentrum der Industrialisierung im Ruhrgebiet während der Gründerzeit und danach bis zur Stahlkrise als bedeutender Standort der Montanindustrie.

Erste Spuren der Besiedlung auf dem heutigen Dortmunder Stadtgebiet reichen bis in die Jungsteinzeit zurück. Die Ausgrabungen eines jungsteinzeitlichen Dorfes zwischen den Stadtteilen Oespel und Marten sowie frühmittelalterliche Friedhöfe in Wickede und Asseln belegen dies.
(Quellen: WR vom 28.09.2013)

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