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Sonntag, 16. Februar 2014

2014-02-15 Wenn die Diplomatie am Ende ist

Wenn die Diplomatie am Ende ist, nicht miteinander, sondern nur noch übereinander gesprochen wird, ist das ganz schlimm. Denn so entstehen Kriege! Wenn Menschen das Kriegsbeil ausgraben und wie ein Indianer in den Kampf gegen alle ziehen, nur weil sie Weiße sind (oder umgekehrt), sollten sich fragen, ob sie mit ihrem Kreuzzug menschlich richtig liegen. Ich wurde heute persönlich angegriffen. Ich fühle mich wie ein unschuldig Bestrafter, der ohne Prozeß verurteilt wurde...

Leserbrief in der WR am 10.2.2014

Mit Rückgrat gegen Bürgermeister

Nazistraßennamen in Finnentrop.

Als Lehrer, der in Finnentrop arbeitet, aber dort nicht wohnt, wollte ich mich eigentlich aus der Angelegenheit „Straßenbenennung“ heraushalten, da ich der Meinung war, dass die darüber entstandene Diskussion aufgrund der dankenswerten Initiative des Herrn Halbfas einen positiven Ausgang nehmen würde. Davon kann man mittlerweile nicht mehr ausgehen, und deshalb darf man auch nicht mehr schweigen. Für Lehrer ist es ein zentrales Anliegen, junge Menschen zu kritischen Demokraten zu erziehen, und dazu gehört es auch, intensiv über den Nationalsozialismus, seine Verbrechen und seine Wurzeln aufzuklären. Dazu gehört es auch, zu vermitteln, wie unsere Eltern und Großeltern in den braunen Sog hineingezogen wurden. Die in Finnentrop durch Straßenbenennung geehrten Personen haben genau dazu beigetragen und haben sich schuldig gemacht und das Schuldigwerden anderer begünstigt. Über Schuld kann man angesichts der verflossenen Jahrzehnte je nach Fall vielleicht noch den Mantel des Schweigens legen. Schuldiggewordene zu ehren hingegen ist unerträglich, vor allem angesichts derjenigen, die im Kampf gegen den Nationalsozialismus ihr Leben riskiert oder gar verloren habenund ist deshalb in keinem Fall hinnehmbar. Wie soll ich Schülern erklären, warum man andernorts die Geschwister Scholl ehrt und in Finnentrop gleichzeitig überzeugte Nationalsozialisten? Ich hoffe, dass der Rat der Gemeinde Finnentrop genügend Rückgrat besitzt, sich über seinen Bürgermeister hinwegzusetzen und die Namensgebung möglichst schnell revidiert.

Werner PulteOlpe



Lehrer-Leserbrief an den RP weitergeleitet
Dietmar Heß: „Was die daraus machen, ist mir egal.“ Werner Pulte legt Dienstaufsichtsbeschwerde ein
Von Gunnar Steinbach

Finnentrop/Olpe. Der in WP und Rundschau am Montag veröffentlichte Leserbrief von Werner Pulte aus Olpe ist Anlass für eine Auseinandersetzung zwischen dem Autor und Bürgermeister Dietmar Heß, in die als Aufsichtsbehörden sowohl der Kreis Olpe als auch der Regierungspräsident (RP) in Arnsberg eingeschaltet sind.

Werner Pulte, der seit 1983 Lehrer an der Finnentroper Nikolaus-Kopernikus-Realschule ist und dort Mathematik, Geschichte und Politik unterrichtet, hatte sich in seinem Brief kritisch mit der Weigerung des Rates, die diskutierten Straßennamen zu ändern, auseinandergesetzt und am Ende die Hoffnung geäußert, dass der Rat über genügend Rückgrat verfügen möge, sich über die Position des Bürgermeisters hinwegzusetzen.

Am Mittwoch erhielt Werner Pulte einen Brief vom Bürgermeister, in dem er ihm mitteilt, dass er in dem Leserbrief eine Dienstpflichtverletzung sehe und Leserbrief wie auch seine eigene Stellungnahme dazu dem Regierungspräsidenten in Arnsberg zugeleitet habe.

Heß wirft Pulte vor, mit dem Leserbrief eine „Attacke“ auf ihn geritten zu haben und bezweifelt dessen Fähigkeit, „junge Menschen zu kritischen Demokraten“ erziehen zu können.

Genau das hatte Werner Pulte als sein zentrales Anliegen geschildert. Für ihn gehöre es selbstverständlich zu seiner Arbeit, über die Verbrechen des Nationalsozialismus und seine Wurzeln aufzuklären und zu vermitteln, wie unsere Eltern und Großeltern in den braunen Sog hineingezogen worden seien. Die zu ehren, die genau dazu beigetragen haben (Josefa Berens / Maria Kahle), hält Pulte für unerträglich.

Eindimensional argumentiert

Heß begründet seine Zweifel an den Fähigkeiten des Lehrers mit der Tatsache, dass es eine Anwohnerbefragung gegeben habe, die Pulte aber einfach zur Seite schiebe und sich deshalb „eindimensional“ mit dem Thema auseinandersetze. Und weiter: „Wenn Sie dann glauben, Sie müssten auch gegen den Bürgermeister der Gemeinde Finnentrop eine Attacke reiten, so liegen Sie in der Sache völlig daneben.“

Er, Heß, habe sich inhaltlich nicht zu diesen Fragen geäußert, sondern lediglich gegen Angriffe auf den Rat der Gemeinde Finnentrop zur Wehr gesetzt. Im Gespräch mit unserer Zeitung betonte Heß, dass die Bemerkung, in der er bezweifelt, dass die „aggressive politische Hygiene“, die er in der Umbenennung der Straßennamen erkennt, fast 70 Jahre nach Kriegsende noch nötig sei, in einem privaten Schreiben an den Kreisheimatbund gefallen sei.

Pultes Leserbrief sei ein Angriff auf ihn gewesen und auch als Bürgermeister müsse er nicht alles hinnehmen. „Im Übrigen“, so Heß, „haben ich den Brief weitergeleitet, ohne weitere Forderungen zu stellen. Was die Schulaufsicht daraus macht, ist mir egal.“ Werner Pulte hat wegen des Schreibens eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Dietmar Heß beim Kreis Olpe eingelegt. Er wirft ihm unter anderem einen Verstoß gegen Artikel 5 des Grundgesetzes vor, in dem es um die Meinungsfreiheit geht. Der Versuch, seinen Leserbrief zu einer Dienstpflichtverletzung zu machen, sei der Versuch, Bürger mundtot zu machen. „Und das“, so Werner Pulte im Gespräch mit unserer Zeitung, „kann man nicht hinnehmen.“


(Quelle: WR vom 15.2.2014)


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