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Mittwoch, 12. Februar 2014

2014-02-12 Grüne fordern Straßen-Umbenennungen in Lennestadt


Grüne fordern Straßen-Umbenennungen
Stadt Lennestadt will zunächst Bürger befragen. Dorfgemeinschaft möchte erst Neubürger informieren
Von Werner Riedel

Lennestadt. Nach den Diskussionen in der Gemeinde Finnentrop und im Hochsauerland über Leben, Werk und politische Einstellung der Heimatdichterin Josefa Berens zur Zeit des Nationalsozialismus ist das Thema erneut auch in Lennestadt angekommen. Die Grünen-Fraktion im Lennestädter Rat beantragt, folgende Straßen im Stadtgebiet (Gleierbrück) umzubenennen: Josefa-Berens-Straße, Frau Magdlene-Straße sowie Femhofstraße (letzteren beide nach den literarischen Hauptwerken der gebürtigen Grevensteinerin.

Aufrufe zur Treue

Durch neuere wissenschaftliche Veröffentlichungen, so die Grünen, sei die These, dass es sich bei Josefa Berens nzur um eine Mitläuferin im Nationalsozialismus gehandelt habe, nicht mehr zu halten. Christa Orth-Sauer: „Sie war ein überzeugtes und aktives Mitglied der NSDAP seit 1931. In ihren Schriften und Reden findet man nicht nur Aufrufe zur Treue zum Führer Adolf Hitler, sondern auch Hetze gegen Juden. Eine solche Person darf nicht durch eine Straßenbenennung geehrt werden. Ebenso ist es nicht hinnehmbar, dass ihre Werke durch eine Straßenbenennung geehrt werden.“

Die drei besagten Straßennamen sollen also entfernt und stattdessen Personen gefunden werden, die im Nationalsozialismus gelitten hätten, verfolgt oder ermordet wurden.

Das Thema Josefa Berens wurde zuletzt auch in einer Bürgerversammlung in Saalhausen ebenso lebhaft wie kontrovers diskutiert. Gleierbrücks Ortsvorsteher Willi Vetter machte unmissverständlich klar: „Auf keinen Fall wollen wir im Ort in die braune Ecke gestellt werden.“

Bei einem Gespräch im Rathaus wurde die weitere Vorgehensweise besprochen. Friedrich Wilhelm Gniffke: „Jetzt soll in aller gebotenen Sachlichkeit und Ruhe das Für und Wider zusammen getragen werden.“ Es gebe zahlreiche neue Mitbürgerinnen und Mitbürger, die in den betroffenen Straßen wohnten. Auch denen wollen man zunächst ausreichend aktualisiertes Material zum Thema Josefa Berens zur Verfügung stellen. Danach soll eine Befragung der Bürger durch die Stadt erfolgen, deren Ergebnisse dem Lennestädter Rat zur Entscheidung vorgelegt werden sollen.

Fronten nicht verhärtet

Vetter: „Unser erklärter Wille ist es, dass die betroffenen Bürger ausreichend Zeit erhalten, sich mit dem Thema zu befassen, um sich eine eigene Meinung bilden zu können.“

Dass die Fronten aber auch in Gleierbrück und Umgebung nicht verhärtet sind, zeigt ein Vorschlag; Die zuvorderst umstrittene Straße könne man z.B. in „Alter Weg“ umbenennen und darunter einen Hinweis geben: „früher Josefa Berens Straße“ . Eine umfassende Informationstafel über das Werk der Schriftstellerin und Malerin inklusive ihrer Verstrickungen im Nationalsozialismus können am Gedenkstein am Straßenbeginn installiert werden. Damit könne man Forderungen nach Erinnerung und Mahnung gleichermaßen berücksichtigen, anstatt das Thema einfach nur tot zu schweigen.


(Quelle WR vom 12.2.2014)

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