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Dienstag, 11. Februar 2014

2013-02-01 Der Florian ist nicht nur der höchste Turm Dortmunds — er ist auch das Wahrzeichen der Stadt

 

Auf die Spitze getrieben

Der Florian ist nicht nur der höchste Turm Dortmunds — er ist auch das

Wahrzeichen der Stadt. Aber wie funktioniert der Fernsehturm?

Von Katrin Figge

Dortmund. Eigentlich sollte der Florian nur eine Aussichtsplattform werden, von der man das komplette Gelände der Bundesgartenschau 1959 überblicken konnte. Aber es kam anders: Zufällig brauchte die Bundespost (Telekom) einen mindestens 150 Meter hohen Ort für einen Funkmasten. So kam es zum damals höchsten Turm Deutschlands — dem Florian.
Heute rangiert der Fernsehturm nur noch auf Platz 14 der deutschen Türme. Aber immerhin: Inklusive Antenne ist der Florian knapp 209 Meter hoch — und damit höher als alle anderen Gebäude der Stadt. Die Spitze liegt mit 338 Metern über dem Meeresspiegel deutlich höher als Dortmunds höchster Punkt in Syburg (Klusenberg, 245 Meter üNN). Deshalb kann’s oben auch mal schneien, wenn’s unten regnet.
Seit dem Neubau ist der Florian allerdings von 220 auf 209 Meter geschrumpft: Anfangs stand auf dem rot-weißen Antennen-Zylinder noch eine silberne Stabantenne. Die wurde später überflüssig.
- 8 bis 4 Meter Bodenplatte – Der Florianturm steht auf einer riesigen Platte aus Beton. Das Fundament ist 2,50 dick und hat einen Durchmesser von 25 Metern. Der Turm in der Mitte hat nur einen Durchmesser von gut 12 Metern. Minus 8 Meter — Schachtgrube: Tiefer geht’s nicht — hier gibt es nur noch Beton. Bis vor ein paar Jahren durfte das Restaurant in einem kleinen Kühlraum ein paar Stufen über der Bodenplatte noch seine besten Weine lagern, aber das geht heute aus hygienerechtlichen Gründen nicht mehr.
Im strengen Winter 2009/10 stand der Keller metertief unter Wasser: Wasserrohrbuch in 120 Metern Höhe. Eine Leitung der Sprinkleranlage war geborsten. Minus 3 Meter — Wasserversorgung: Der normale Wasserdruck von höchstens 4 bar im öffentlichen Netz der DEW reicht zwar aus, um Wasser in ein Mehrfamilienhaus zu drücken. Aber bis zum Restaurant auf 137 Meter wird es schwierig. Deshalb ist der Florian mit einer Druckverstärkung von 22 bar ausgestattet. Die Sprinkleranlage wird von einem Nebengebäude aus gesteuert. Falls es mal brennt, sind dort in einem großen Reservoir 84 000 Liter Wasser gespeichert. Zwei Pumpen drücken das Löschwasser notfalls hoch in die Leitungen. Die Heizung ist auch in einem Nebengebäude untergebracht 0 Meter – Hier gibt’s nicht nur Ein- und Ausgang, Tickethäuschen und Aufzüge, sondern auch einen kleinen Technikraum. Hier hängt seit ein paar Monaten ein kleiner, aber wirkungsvoller Kasten mit Touchscreen. Techniker Detlef Woltmann kann von hier aus mit einem „Fingerzeig“ das Licht ausmachen, die Aufzüge bremsen oder die Restaurantdrehung drosseln.
Die beiden Aufzüge können eine Last von 1200 Kilo tragen, also etwa 16 Personen. Insgesamt hat der Aufzug sieben Haltestellen, von denen aber nur drei für Besucher nutzbar sind. 4 Meter — Technik: Von hier aus wird der Turm quasi am Leben gehalten. Nur die Stromversorgung des Cafés im Erdgeschoss läuft nicht über diesen Raum. Falls der Strom einmal ausfällt, übernimmt ein altes Schätzchen die Stromversorgung: In einem Nebengebäude steht ein Diesel-Generator, Baujahr 1959. Wenn der goldene Koloss anspringt, ist die Beleuchtung im Turm für kurze Zeit gesichert, damit Gäste von oben gefahrlos die Treppen heruntergeleitet werden können. Im Notfall schafft der Generator mit seinen 415 PS auch den Betrieb eines Aufzugs.

37 bis 97 Meter 37 Meter — Die rote „Hindernisbefeuerung“ (Warnleuchten) leuchtet auf fünf verschiedenen Höhen — auf 37, 67, 97, 146 und 190 Metern. Die unteren drei Reihen bestehen aus je sechs Leuchten, die in den Beton eingelassen sind. Mit einem Griff können die Fassungen von innen herausgedreht werden, um die LEDs zu wechseln. Im Gegensatz zu den Warnleuchten weiter oben blinken die unteren nicht, sondern leuchten ständig. Treppenhaus: Das Treppenhaus des Turms ist durch eine 130 Meter hohe Wand vom Aufzugschacht getrennt. Das hat Brandschutz-Gründe. Ende der 90er war die Mauer eingezogen worden — nach dem katastrophalen Feuer im Flughafen Düsseldorf. Alle paar Meter hängt ein Rauchmelder. Eine Sprinkleranlage gibt’s natürlich auch. Zudem kann das Treppenhaus mit einem Lüfter rauchfrei geblasen werden, um die Besucher sicher nach unten zu geleiten. Dennoch gilt: Wenn’s oben brennt, sollten Besucher auf die Aussichtsplattform flüchten und auf die Feuerwehr warten. 67 Meter — 2. Warnleuchten-Reihe 80 Meter — Außentüren: Die „Türen ins Nichts“ sind seit ein paar Jahren von innen versiegelt. Man sieht sie zwar noch von außen wie von innen, kann sie aber nicht mehr öffnen. Früher hing hier das alte „h“-Symbol von Hoesch, über dem der Techniker hin und wieder die Neonröhren austauschen musste. Jetzt werden die Türen nicht mehr gebraucht. 97 Meter — 3. Warnleuchten-Reihe.

133 bis 145 Meter 133 Meter — Die Küche hat ihr eigenes kleines Aufzugssystem — einen Mini-Aufzug mit Warmhalteplatte für Essen, einer fürs dreckige Geschirr. Das Restaurant liegt schließlich ein Stockwerk drüber. Eine Verbindungstreppe gibt’s auch. 137 Meter — Restaurant: Dass es im Florianturm ein Restaurant gibt ist kein Geheimnis. Aber kaum einer kennt die Kurbel. Auf der Restaurant-Eben liegt nämlich auch das Getriebe der drehbaren Plattform — und die lässt sich im Notfall auch per Handkurbel drehen. Für ein paar Zentimeter braucht es allerdings zig Umdrehungen. 142 Meter — große Aussichtsplattform: Über dem Restaurant können Besucher die Fernsicht genießen. Bei einigermaßen guter Sicht ist hinter den Stadien von BVB und VfL auch die Arena auf Schalke zu erkennen. Die Essener Skyline sieht man natürlich auch, ebenso wie die Berge von Sauerland und Bergischem Land. 145 Meter — kleine Aussichtsplattform: Von der großen Plattform führt eine Treppe hinauf zur kleineren. Über den Köpfen der Besucher hängt die 4. Warnleuchten-Reihe. Die vier Doppelscheinwerfer sind mit blinkenden LEDs ausgestattet.
152 bis 173 Meter 152 Meter — Technikraum: Dieser Raum ist für Turmbetreiber „Media Broadcast“ am allerwichtigsten. Hier wird im Schaltschrank die komplette Fernmeldetechnik des Turms gesteuert. Hier ist die letzte Station des Aufzugs. Auch die Treppen sind hier fast zu Ende. Ein paar Stufen geht es noch nach oben, dann geht’s nur mit Leitern weiter. 159 Meter — Aufzugtechnik: Hier laufen die Fäden zusammen, sozusagen. Der Raum ist den zwei Motoren vorbehalten, die die Aufzüge mit etwa 40 PS bewegen. Jede Kabine ist mit 5 Stahlseilen gesichert. 163 Meter — Hier beginnt das Reich der Strahlen. Wenn die Sender am Netz sind ist diese Plattform der letzte zugängliche Ort — weiter oben wird’s körperlich gefährlich. Zwar nicht so gefährlich wie in einer Mikrowelle, aber immerhin herrscht weiter oben eine Abstrahlleistung hochfrequenter Strahlung von 50.000 Watt. Nur einmal im Frühjahr werden die Sender zur Wartung für eine Stunde abgestellt. 173 Meter — Am etwa 16 Meter hohen Gittermasten sind Richtfunkantennen angebracht. Am Ende des Masts, an einer kleinen Plattform, ist auch die 5. und damit höchste Warnleuchten-Reihe montiert.
189 bis 209 Meter 189 Meter — Der etwa 20 Meter hohe rot-weiße Zylinder aus Kunststoff dient nur als Wetterschutz für die Antennen von DAB+ und DVB-T. Aber auch Gegengewichte (so genannte Schwingungstilger) sind darin untergebracht, die das Pendeln der Turmspitze ein wenig ausgleichen. 209 Meter — Wer die Leiter im Antennenzylinder bis ganz nach oben steigt, gelangt an eine Luke und kann von dort aufs Dach des Florianturm steigen. Um die kleine rote Plattform herum sichert ein Krähennest (Eisenstangen in Nestform) den Kletterer ab. 2004 sind Zylinder und Krähennest ersetzt worden. Turmtechniker Woltmann hat eine Eisenstange aufgehoben und unten an die Wand gehängt. Das Eisen ist übersät mit großen Macken, an denen der Lack abgeplatzt und ein bisschen Metall abgesplittert ist. Blitzeinschläge auf dem Dach Dortmunds...

Das sind die baulichen Daten des Florian:

 
Über 900 Stufen – und
unten zwölf Meter dick
Höhe: 209 Meter
Gewicht: 7700 Tonnen
Stufen inkl. Leitern: über 900
Fundament/Durchmesser: 25 Meter
Fundament/Dicke: 2,5 Meter
Durchmesser unten: 12 Meter
Wandstärke unten: 85 Zentimeter – nach oben hin schlanker und dünnwandiger
Betreiber: Telekom-Tochter „Deutsche Funkmast GmbH“



Der Turm im Wandel

der Zeit 

Nachdem 2006 einige Betonstücke aus der Fassade unterhalb der Restaurantplattform gebrochen waren, wurde der Florian abgesperrt und repariert.
2009 setzte ein Wasserrohrbruch den Turm außer Gefecht.
2011 folgte die Komplett-Sanierung der Beton-Fassade — dafür wurde der Turm fast ein Jahr lang geschlossen.
Anfang 2013 wurden zudem neue Aufzüge eingebaut, was wiederum mit einer mehrmonatigen Sperrung verbunden war.
In der Zwischenzeit gab es auch einen Pächterwechsel oben im Turm-Restaurant.

(Quelle WR vom 1.2.2014)

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