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Samstag, 10. Januar 2015

2015-01-10 Zwei neue Schwäne auf dem Obergraben


Zwei neue Schwäne auf dem Obergraben
Junges Paar nimmt sein Revier einträchtig in Besitz. Anwohner füttern in den ersten Wochen zu
Von Gunnar Steinbach

Frielentrop. Seit gestern schwimmen wieder zwei Schwäne auf dem Obergraben in Frielentrop. Kurz nach 13 Uhr nahmen die beiden ihr neues Revier in Besitz - und das einträchtig.

Achim Wickel, erster Vorsitzender des Artenschutzzentrums in Feudingen bei Bad Laasphe, der einen Schwan spendete, fiel ein Stein vom Herzen, denn sicher war es nicht, dass sich die beiden von Anfang an verstehen würden: „Das hätte auch Krach geben können.“

Das aus Feudingen im Sack antransportierte Weibchen schwamm bereits auf dem Obergraben und nahm das Interesse des kurze Zeit später freigesetzten Männchens zumindest nicht ablehnend zu Kenntnis. Einträchtig verabschiedeten sie sich ans gegenüberliegende Ufer und schufen so Distanz zu Menschen, Kisten und Säcken, denen sie einen stressreichen Vormittag zu verdanken hatten.

Stressreicher Vormittag

Bleiben werden sie fürs erste, denn bevor die beiden ins Wasser entlassen wurden, wurden ihnen die Federn eines Flügels gestutzt, was die Flugfähigkeit drastisch einschränkt. „Nach der nächsten Mauser“, so Wickel, „ ist das aber alles wieder in Ordnung.“ Der verordnete Zwang zur Standorttreue macht in diesem Winter doppelten Sinn.

Die Nahrungsversorgung ist auch in dem ihnen unbekannten Revier sichergestellt. Zwar haben sich reichlich Gelegenheit zum Gründeln, aber Familie Sieler, die ihr Haus in unmittelbarer Nachbarschaft hat, will regelmäßig zufüttern. Das dafür benötigte alte Brot stiftet die Bäckerei Lennemann.

Begehungsschein entzogen

Und noch etwas ist sicher: Das Schicksal ihrer beiden Vorgänger wird ihnen wohl erspart bleiben.

Revierpächter Wilfried Kutzner hat den beiden Jägerinnen, die die ersten beiden Schwäne erlegt hatten, den Begehungsschein entzogen: „Und allen anderen habe ich klar gesagt, dass die Schwäne nicht geschossen werden.“ Dass die Jäger in diesem Fall eine Bringschuld hatten, glaubt auch Daniel Kirchhoff von der Firma Jagdholz, der selber Jäger ist und den zweiten Schwan spendete. Den dritten, der am heutigen Samstag eingesetzt werden soll, spendet die Firma Oster aus Heggen.

(Quelle: WR vom 10.1.2015)



Schwan aus Feudingen findet neue Heimat
Achim Wickel gibt Vogel nach Finnentrop ab. Vorgänger-Tiere im Obergraben dort wurden getötet
Von Eberhard Demtröder

Feudingen/Finnentrop. „Ich bin sehr nervös“, bekennt Achim Wickel, Tierfreund aus Feudingen. Gleich wird er auf seinem großen Grundstück „seinen“ Schwan einfangen, der schon seit Jahren hier lebt – und ihn nach Finnentrop ziehen lassen. Denn dort fehlen zwei Schwäne – sie wurden im Dezember auf einem Flusslauf aus nächster Nähe getötet.

Rückblende: Schüsse am Obergraben in Finnentrop-Frielentrop, der das Laufwasser-Kraftwerk Lenhausen mit Nachschub aus der Lenne versorgt. Es ist Sonntag, vierter Advent. Für die Anwohner Hubertus und Judith Sieler sind Schüsse nicht ungewöhnlich – weil am Obergraben immer wieder einmal Enten gejagt werden. Doch dann stellen sie fest: Das einzige Höckerschwan-Paar, das seit Jahren auf dem Obergraben und der nahen Lenne lebt, dort Spaziergänger erfreut, ist tot.

Erschossen. Von zwei Jägerinnen aus dem Märkischen Kreis. Deren Hund zieht die Kadaver schließlich aus dem Wasser. Von den Sielers zur Rede gestellt, verweisen die Frauen auf das NRW-Jagdgesetz, das Höckerschwäne vom 1. November bis 20. Februar zur Jagd freigebe. Im Übrigen seien Schwäne gebraten genauso schmackhaft wie Enten.

Jagdpächter nimmt Erlaubnis zurück

Eher geschmacklos findet das Verhalten der beiden Frauen Wilfried Kutzner, Jagdpächter in Finnentrop. Er hatte einer 36-jährigen Jagdschein-Inhaberin aus Werdohl und deren Freundin per Begehungsschein die Pirsch erlaubt – allerdings nur auf Enten. Und ausdrücklich nicht auf die Schwäne. „Der Frau gehört mal ein Jahr der Jagdschein entzogen“, ereifert sich Kutzner. Für ihn steht fest: „Die kommen bei mir nicht mehr ins Revier.“

„Emotional unerträglich“, kann auch Achim Wickel nur den Kopf schütteln. Er hatte aus der Zeitung vom Tod der Tiere erfahren und sich spontan zu seiner Umsiedlungsaktion entschlossen. Sicher: Die Aktion der Jägerinnen sei wohl vom Jagdrecht gedeckt – „aus sozialer Sicht“ aber sei sie ganz und gar nicht nachvollziehbar. Eine der beiden Frauen ist Diplom-Sozialarbeiterin.

Wird Wickel seinem Schwan nachtrauern? „Es ist eine Win-Win-Situation“, sagt Wickel. Denn so schön der Schwan auch sei – er könne aggressiv werden und würde stören, wenn demnächst auf dem großen Gelände „Im Dernbach“ die Zäune um das neue Waldbison-Gehege gezogen werden. Wickel erwartet die Tiere wie berichtet für Ende des Monats.

Und weil der Schwan „schon ein gewisses Alter“ habe, hätte er sein Territorium „auf Teufel komm ‘raus verteidigt“.

Direkt ins Netz gegangen

Das tut der Vogel auch jetzt, wo er eingefangen werden soll. Wickel und sein Team sind auf alles gefasst. Bedrohlich nähert sich das Weibchen seinen vermeintlichen Feinden – und geht den Männern direkt ins Netz. Perfekt.

Mit seinem Vogel hat Wickel schon so einiges erlebt. Vor allem dann, „wenn die Kraniche fliegen“, erzählt er. Dann habe sich auch der Schwan zum Flug aufgeschwungen, sei altersbedingt aber oft nur bis Feudingen oder Volkholz gekommen. Und dort habe er den Vogel dann später wieder einsammelt.

In Frielentrop wurde noch ein männliches Tier als Gesellschaft für das Weibchen aus Feudingen gesucht – und endlich gefunden: in Marburg. „Die Anwohner haben die Patenschaft für die Tiere übernommen“, berichtet Kutzner. So werden die Sielers den Feudinger Schwan auch füttern – daran ist er gewöhnt.

Sein Überleben im Winter wäre gesichert. Brötchen als Futter stiftet ein Finnentroper Bäcker.

An den Paten ist es nun auch, für die beiden Tiere Namen zu finden. Für das Feudinger Weibchen hätte Jagdpächter Kutzner, dem der Tod der beiden Finnentroper Schwäne immer noch nahe geht, eine Idee: Gundel – nach dem Vornamen einer der beiden schamlosen Jägerinnen.

(Quelle: WR vom 10.1.2015)



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